(Von links nach rechts): Karin Reinelt, Dr. Katharina Hupa-Breier, Dr. Christos Pantazis, Helena Kühnemund, Prof. Dr. Wolfgang Nejdl, Dr. Andreas Philippi, Prof. Dr. Wolfgang Manns, Prof. Dr. Michael Marschollek, Anna Kley, Dr. Johannes Winter, Prof. Dr. Heiner Wedemeyer, Dr. Timm Kappenberg 

Wie revolutioniert Künstliche Intelligenz (KI) die strukturierte Gesundheitsversorgung? Welche Chancen bietet sie insbesondere für die Prävention und Behandlung chronischer Erkrankungen wie Diabetes? Diese und weitere zukunftsweisende Fragen wurden bei einem Fachgespräch an der Medizinischen Hochschule Hannover von Expert:innen des Forschungszentrum CAIMed, der Initiative Diabetes@Work und politischen Entscheidungsträgern diskutiert.  

Eröffnet wurde die Diskussion von Herrn Prof. Dr. Michael Manns, Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Aufsichtsratsmitglied von CAIMed, der den niedersächsischen Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Andreas Philippi und den niedersächsischen Bundestagsabgeordneten Dr. Christos Pantazis begrüßte. In seinem Impulsvortrag gab Prof. Dr. Wolfgang Nejdl, Sprecher des CAIMed Direktoriums, den Gästen Einblicke in die vielfältigen Potenziale vertrauenswürdiger KI-Methoden in der Medizin. CAIMed-Direktor Prof. Dr. Michael Machollek zeigte mit einem Prädiktionsmodell für die frühzeitige Sepsis-Vorhersage auf der Kinder-Intensivstation und der KI-Bildverarbeitung in der Radiologie CAIMed-Anwendungsfälle, die schon heute eine entscheidende Verbesserung in der Patientenversorgung erzielen können. Im Anschluss sprach Herr Prof. Dr. Heiner Wedemeyer (MHH) über das Zukunftspotenzial von KI bei der Früherkennung und Stratifizierung von Risikopatient:innen und stellte Pläne für ein Screeningprogramm im betrieblichen Umfeld vor, das derzeit mit der Volkswagen AG entwickelt wird. Dr. Katharina Hupa-Breier, MHH-Expertin für Ernährungsmedizin, lenkte anschließend den Blick auf die ganzheitliche Betrachtung und Behandlung des metabolischen Syndroms, das eine der größten Herausforderung für das Gesundheitssystem sei.  

In Anbetracht der großen Potentiale von KI-Technologie für die medizinische Prävention, stellte Helena Kühnemund vom Unternehmen Lilly Deutschland die Initiative Diabetes@Work vor, die sich insbesondere auf den Arbeitsplatz als zentralen Ort für erfolgreiche Präventionsarbeit fokussiert. Ihr Vorschlag, KI zur Identifikation von Hochrisikopatient:innen in Disease-Management-Programme (DMPs) zu nutzen, entfachte eine konstruktive Diskussion.  

In der von Dr. Johannes Winter (CAIMed) und der Initiative Diabetes@Work moderierten Diskussion betonte Minister Dr. Andreas Philippi die Schlüsselrolle, die KI für zukunftsfähige Gesundheitssysteme spiele. Dabei sei es eine große Herausforderung, die oft erst langfristig wirkenden Präventionsprogramme umzusetzen und politisch zu priorisieren. Dr. Christos Pantazis skizzierte hierfür mögliche Lösungsansätze, wie die Integration von KI-Methoden in die anstehende Reform der Disease Management Programme. Er hob hervor, dass dafür sowohl entsprechende Anreize als auch klare gesetzliche Rahmenbedingungen, beispielsweise durch das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG), notwendig seien, um aussagekräftige Daten zu sammeln und innovative Lösungen im Gesundheitsbetrieb zu verankern.  

Dr. Timm Kappenberg vom Verband Deutscher Betriebs- und Werkärzte, Partner der Initiative Diabetes@Work, berichtete von einem Projekt von VW und der MHH zur Früherkennung von Lebererkrankungen und unterstrich die essenzielle Rolle der Betriebsmedizin in der Prävention. Hier lägen große ungenutzte Chancen, wenn man mehr Daten sammeln und auswerten könne. Auch Minister Philippi und Dr. Pantazis stimmten darin überein, dass eine digitalisierte und präventionsorientierte Gesundheitsversorgung nicht nur wünschenswert, sondern unverzichtbar seien.  

Am Ende der Veranstaltung war klar: KI bietet enorme Chancen für die medizinische Versorgung, insbesondere auch bei der Bekämpfung und Vorsorge chronischer Erkrankungen. Es besteht Einigkeit darüber, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung, Industrie und Politik unerlässlich ist, um die Potenziale von Zukunftstechnologien voll auszuschöpfen.  

Verfasst von Elisa Brocksieper und Dr. Johannes Winter