KI und Klinische Entscheidungsunterstützung

30. Juli 2024

In diesem Interview sprechen Dr. Johannes Winter und Sophie Boneß mit Prof. Dr. Dr. Michael Marschollek und PD Dr. Thomas Jack von der Medizinischen Hochschule Hannover über die Notwendigkeit der Entscheidungsunterstützung durch künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen und die damit einhergehenden Herausforderungen. Wie weit sind wir hier schon und was wird noch benötigt, um das Vertrauen aller zu gewinnen? Erfahren Sie mehr über diese und weitere Fragen in unserem Video.

Herausforderungen und Chancen der KI in der pädiatrischen Intensivmedizin

Die Arbeit in der Intensivmedizin insbesondere bei der Behandlung schwerstkranker Kinder stellt Ärzte vor besondere Herausforderungen, denn sie erfordert schnelle und oft lebensentscheidende Entscheidungen unter hohem Druck und Stress. KI kann hier eine wichtige Rolle spielen, indem sie Daten analysiert und medizinisches Personal bei der Entscheidungsfindung unterstützt. Durch kontinuierliche und ermüdungsfreie Datenverarbeitung kann KI helfen, menschliche Fehler zu minimieren und die Qualität der Entscheidungen zu verbessern.

Ein besonderes Problem in der pädiatrischen Intensivmedizin ist die große Varianz der Patienten, die von Neugeborenen bis hin zu fast erwachsenen Jugendlichen reicht. Die physiologischen Unterschiede und die daraus resultierenden unterschiedlichen medizinischen Anforderungen erfordern eine hohe Präzision und Flexibilität in der Behandlung. KI kann hier durch personalisierte Algorithmen und kontinuierliche Datenüberwachung unterstützen.

Der Einsatz von KI in der medizinischen Praxis

Dr. Jack erklärt, dass KI-Systeme bereits in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, um klinische Entscheidungen zu reflektieren und die Behandlungsqualität zu überwachen. Ein Beispiel ist die Nutzung von KI zur Erkennung von akutem Nierenversagen in der Intensivmedizin, was die Morbidität und Mortalität der Patienten signifikant beeinflussen kann. Solche Systeme können bereits retrospektive Daten analysieren und so die therapeutische Qualität messen.

Akzeptanz und Vertrauen in KI-Systeme

Ein zentraler Punkt, den beide Experten hervorheben, ist die Notwendigkeit der Akzeptanz und des Vertrauens in KI-Systeme durch das medizinische Fachpersonal. Dies erfordert zuverlässige und erklärbare Modelle. Professor Marschollek betont, dass die Erklärungskomponente eines KI-Modells entscheidend für dessen Akzeptanz ist. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Nachwuchsgruppen in CAIMed, einschließlich derjenigen für kausale Modelle und menschenzentrierte KI, ist dabei von großer Bedeutung. Diese Gruppen arbeiten daran, die Erklärbarkeit der Modelle und deren Evaluierung zu verbessern.

Zukunftsperspektiven und Herausforderungen

Die Zukunft der KI in der Medizin sieht vielversprechend aus, ist jedoch auch mit Herausforderungen verbunden. Die direkte Implementierung von KI in medizinische Produkte erfordert sorgfältige Validierung und eine saubere Evaluierung, um die Akzeptanz und das Vertrauen der Nutzer zu gewährleisten. Initiativen wie CAIMed spielen eine entscheidende Rolle dabei, diese Herausforderungen zu meistern und die Translation von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis zu beschleunigen.

Abschließend betonen die Experten, dass KI die Medizin nachhaltig verändern wird. Die Chancen für die Patientenversorgung sind zu groß, um sie zu ignorieren. Es gilt jedoch, diese Technologien verantwortungsvoll und unter Berücksichtigung ethischer und rechtlicher Rahmenbedingungen zu nutzen, um das Vertrauen in diese Systeme zu stärken und deren Potenzial voll auszuschöpfen.

CAIMed steht dabei an vorderster Front, um diese Entwicklung voranzutreiben und die klinische Entscheidungsunterstützung auf ein neues Niveau zu heben.

In diesem Talk

Klinische Entscheidungsunterstützung

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