3 Fragen an…

Prof. Dr. Michael Meyer-Hermann

Direktor

Prof. Dr. phil. nat. Michael Meyer-Hermann entwickelt kausale Modelle für biomedizinische Systeme, um die Homöostase von gesunden Organismen sowie deren Deregulation durch Krankheit oder Altern zu verstehen. Ein wesentlicher Beitrag seiner Forschung ist die Entwicklung eines auf mechanistischen Prinzipien aufgebauten Simulations-Werkzeugs für die Entwicklung und Erzeugung von spezialisierten Antikörpern im Organismus.

1.

Wie sehen Sie die Entwicklungschancen durch die Zusammenarbeit in CAIMed in Ihrem Forschungsbereich?

Die Zusammenarbeit mit experimentellen Gruppen stand immer im Vordergrund unserer Forschung. Dabei haben wir die Fragestellungen immer mit der medizinischen Anwendung im Hinterkopf formuliert. In CAIMed haben wir die Chance, diese langjährige Erfahrung auf die medizinische Straße zu bringen.

2.

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit zwischen KI-Experten und medizinischem Fachpersonal für den Erfolg von KI in der Medizin?

Jede Form von quantitativer, kausaler oder statistischer Untersuchung von Patientendaten geht an den Problemen des klinischen Alltags vorbei, wenn sie nicht in der direkten Interaktion mit dem medizinischen Fachpersonal entwickelt wird. Genau aus diesem Grund sehen wir eine große Chance im CAIMed-Konsortium.

3.

Wie sehen Sie das Verhältnis von kausalen Methoden und KI in der Medizin?

Kausale Methoden verbessern das Verständnis der Pathogenese und des Verlaufs von Krankheiten. Dies ermöglicht, gezielt Interventionen zu planen und dadurch Therapien effektiv zu entwickeln. KI-Methoden sind zwar blind gegenüber den kausalen Zusammenhängen, können aber mit hoher Sicherheit aus einer großen Zahl von Patientendaten Krankheitsverläufe vorhersagen. Um personalisierte Medizin zum Wohle der Menschheit einzusetzen, braucht es die Stärken beider Ansätze: Die am besten anschlagende Therapie auf der statistischen Basis und die adaptive Anpassung von Therapien auf die Reaktion der individuellen Patienten auf der mechanistischen Basis. In CAIMed werden beide Ansätze verfolgt und es wird darauf ankommen, diese nicht als Gegensatz, sondern als fruchtbare Ergänzung aufzufassen.